Zusammenfassung
Stralsund im Jahr 1334: Der 13-jährige Leon fiebert der Ankunft des neuen Abts entgegen. Der Junge ist Waise und kennt kein anderes Zuhause als das Katharinenkloster; seine Zukunft hängt von dem Unbekannten ab. Kaum ist dieser eingetroffen, bricht eine Katastrophe über Leon herein: Der neue Abt schickt ihn zum Schweinehüten, in ein Leben im Dreck, fern von seinen Freunden, den Mönchen Gernod und Willibrod, und von Anna, der Tochter des Vogts. Aber die drei geben ihn nicht auf. Nicht einmal, als er des Diebstahls angeklagt wird. Denn bald verdichten sich die Hinweise darauf, dass mit dem neuen Abt etwas nicht stimmt ...
Ein mitreißender Mittelalter-Krimi – spannend und hautnah erzählt.
Jetzt als eBook: „Leon und der falsche Abt“ von Eva Maaser. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Über dieses Buch:
Stralsund im Jahr 1334: Der 13-jährige Leon fiebert der Ankunft des neuen Abts entgegen. Der Junge ist Waise und kennt kein anderes Zuhause als das Katharinenkloster; seine Zukunft hängt von dem Unbekannten ab. Kaum ist dieser eingetroffen, bricht eine Katastrophe über Leon herein: Der neue Abt schickt ihn zum Schweinehüten, in ein Leben im Dreck, fern von seinen Freunden, den Mönchen Gernod und Willibrod, und von Anna, der Tochter des Vogts. Aber die drei geben ihn nicht auf. Nicht einmal, als er des Diebstahls bezichtigt wird. Denn bald verdichten sich die Hinweise darauf, dass mit dem neuen Abt etwas nicht stimmt ...
Ein mitreißender Mittelalter-Krimi – spannend und hautnah erzählt.
Über die Autorin:
Eva Maaser, geboren 1948 in Reken (Westfalen), studierte Germanistik, Pädagogik, Theologie und Kunstgeschichte in Münster. Sie hat mehrere erfolgreiche Kinderbücher, historische Romane und Krimis veröffentlicht.
Ebenfalls bei jumpbooks erscheinen Eva Maasers Bücher Kim und die Seefahrt ins Ungewisse, Kim und das Rätsel der fünften Tulpe, Leon und der falsche Abt, Leon und die Geisel, Leon und die Teufelsschmiede und Leon und der Schatz der Ranen.
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eBook-Neuausgabe April 2016
Copyright © der Originalausgabe 2008 SchneiderBuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH, Gertrudenstraße 30–36, 50667 Köln
Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München
Titelbildabbildung: akg-images/P. Schenk, Porträtbild: akg-images/J.C. Rößler
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-96053-070-1
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Eva Maaser
Leon und der falsche Abt
Band 1
jumpbooks
1. Kapitel
Seit drei Stunden trieb sich Leon oben auf der Wehrmauer herum. Rattenkalt war es an diesem Februartag. Ein scharfer Wind wehte, der seine Augen tränen ließ. Ärgerlich wischte er sich über die Augenwinkel und spähte über das Wasser an der Südwestseite der Stadt, der Landseite. Es war klar, aus welcher Richtung der neue Abt kommen musste. Aus Süden, denn er würde nicht den Seeweg nehmen, hatte Bruder Gernod erklärt.
Den Wachhabenden kannte Leon. Der Mann langweilte sich auf seinen Patrouillengängen. Aber ab und zu warf er dem dreizehnjährigen Jungen einen neugierigen Blick zu, als ahnte er, wie elend ihm zumute war.
Würde der neue Abt sein Leben von Grund auf umkrempeln?, fragte sich Leon. Bruder Gernod hatte wiederholt beteuert, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Aber er hatte auch gemahnt, dass nichts im Leben ewig gleich bleiben würde. Für Gernod würde sich bestimmt nichts ändern. An ihn würde sich der Neue nicht herantrauen, dafür war Gernods Ruf als kundiger Apotheker und Arzt zu groß. Nur für Leon konnte dieses Jahr, das Jahr 1334, leicht zum Schicksalsjahr werden.
Über den Dammweg, der zu einem der Stadttore führte, rumpelte wieder nur ein Bauernkarren. Leon hatte längst aufgehört, sie zu zählen. Vor Enttäuschung zogen sich seine Magenwände zusammen. Kein vornehmer Reiter weit und breit in Sicht. Wieviel Gefolge würde er mitbringen? Jemand wie er würde doch bestimmt nicht allein reisen. Bruder Gernod hatte ihm geraten, sich kein Bild von dem Neuen zu machen, da er damit garantiert falsch liegen würde. Aber ein paar Vermutungen waren doch wohl erlaubt.
Allmählich wurde es dunkel. Gleich würde die Glocke des Katharinenklosters als erste von all den vielen in der Stadt den Abend einläuten.
Der Dammweg lag wieder verlassen da. Es gab mehrere Zugänge von der Landseite in die Stadt. Alle führten an ausgedehnten Teichen vorbei. Stralsund war so von Wasser umgeben, dass es praktisch eine Insel bildete.
Auf einmal hing ganz hinten auf dem Weg eine Staubfahne in der Luft. Seit Wochen hatte es weder geregnet noch geschneit. Die Wege waren pulvertrocken, ziemlich ungewöhnlich für die Jahreszeit. Leon blinzelte und eine leise Hoffnung regte sich. Sollte das Ausharren doch noch belohnt werden?
Kein Zweifel, der Staub wurde von Pferdehufen aufgewirbelt.
Drei Reiter preschten in scharfem Tempo heran. Ihre weiten Mäntel wehten im auf und ab der Pferdeleiber. Natürlich hatten es die Reiter kurz vor Torschluss eilig, aber irgendwie entsprach das wilde Reiten nicht Leons Vorstellung. Es hatte so gar nichts Würdevolles. Also wieder die falschen Leute. Aber trugen die drei nicht Mönchskutten? Sie waren jetzt nah genug heran, dass er ihre Kleidung erkennen konnte. Bestimmt Mönchskutten! Helle Kutten unter schwarzen Mänteln. Dominikaner!, frohlockte Leon. Wenn er sich jetzt beeilte, würde er als erster mit der Nachricht von der Ankunft ins Kloster zurückkehren.
Plötzlich zügelten die drei ihre Pferde und ritten nicht mehr weiter. Eine erregte Unterhaltung entwickelte sich zwischen ihnen. Sie diskutierten, und einer gestikulierte heftig. Seltsam, fand Leon.
Ohne dass er es bemerkt hatte, war der Wachhabende neben ihn getreten. »Was haben sie nur?«, fragte er gedämpft. »Wenn sie sich nicht beeilen, ist das Stadttor für die Nacht geschlossen, bevor sie es erreicht haben.«
Die drei Reiter setzten sich wieder in Bewegung. Aber statt auf das Tor zuzuhalten, ritten sie zurück und bogen in einen Weg ein, der zwischen den Gewässern nach Osten um die Stadt herumführte. »Sie wollen zum Heilgeist-Tor. Habt ihr dort Leute stehen, die sie willkommen heißen sollen?«, fuhr die Wache fort.
»Nein«, antwortete Leon. »Es weiß ja niemand im Kloster, wann sie eintreffen. Wir warten doch schon seit mindestens einer Woche. Vielleicht wollen diese Leute gar nicht zu uns und haben mit dem Kloster nichts zu tun. Aber ich lauf auf der Mauer zum Heilig-Geist-Tor und schau, ob sie dort auftauchen.«
»Leon!« Die Wache fasste seinen Arm. »Lauf zum Kloster und sag Bruder Arnulf Bescheid. Besser, ihr seid vorbereitet und könnt sie gehörig empfangen, wenn es doch die Richtigen sind. So hohe Tiere sind manchmal empfindlich und reagieren sehr beleidigt, wenn ihr nicht sofort alle parat steht. Besser, ihr seid einmal zuviel angetreten als zuwenig.«
Der Mann hatte Recht. Leon stieg aber trotzdem nicht von der Mauer herunter, sondern jagte auf der Mauerkrone bis zum Heilgeist-Tor und sah die Ankömmlinge gerade noch unter sich im Torbogen verschwinden. Die Stimme der Torwache drang bis zu ihm herauf und die eines herrischen Mannes, der das Befehlen gewohnt zu sein schien. Jetzt war sich Leon sicher. Der neue Abt war eingetroffen, und alle Befürchtungen wallten in einem Atemzug auf und drohten Leon zu überwältigen. Diesmal musste ihn niemand mahnen, sich zu beeilen.
Da er sämtliche Abkürzungen kannte, gelang es ihm, vor den Reitern im Katharinenkloster zu sein und den Bruder Pförtner zu alarmieren. Die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft verbreitete sich blitzschnell, und von allen Seiten eilten die Brüder herbei.
Wenig später stand Leon neben Bruder Gernod, Bruder Willibrod und Bruder Arnulf, dem Verwalter, am Tor und spähte die Mönchsgasse hinunter. Da kamen sie! Die drei Reiter ritten so langsam und gemessen heran, wie er das ursprünglich erwartet hatte. Abt Liudger vor seinen beiden Begleitern, die gebührenden Abstand hielten, um zu zeigen, wer die Hauptperson war. Alle am Tor knieten nieder, als Liudger vom Pferd herab seinen ersten Segen spendete. Hinter sich hörte Leon ein paar ältere Mönche vor Erleichterung aufseufzen. Die furchtbare Zeit ohne ein richtiges Oberhaupt ihrer Ordensgemeinschaft war vorüber. Und der Neue wusste offenkundig, was sich gehörte. Umständlich ließ er sich vom Pferd helfen und wartete geduldig, bis Bruder Arnulf stöhnend aufstand, um ihn willkommen zu heißen.
Der neue Abt lächelte hoheitsvoll.
»Siehst du, deine Sorgen waren vollkommen unnötig«, bemerkte Bruder Gernod leise zu Leon, kniff aber forschend die Augen zusammen. »Glaube ich wenigstens«, setzte er trocken hinzu.
Abt Liudger schritt Segen spendend vom Tor zur Klosterkirche. Eine feierliche Prozession bildete sich hinter ihm, der ganze Empfang entwickelte sich so würdevoll, wie man es sich nur wünschen konnte.
»Ein Mann des Glaubens«, murmelte ein Mönch, »er will nicht als Erstes seine staubigen Stiefel geputzt haben und einen Humpen Bier in die durstige Kehle kippen. Das gefällt mir.«
Leon blieb zurück. Bald schon hörte er das Dankgebet über die sichere und glückliche Ankunft des neuen Abtes aus der Kirche schallen. Wenigstens eine Stunde dauerte die Dankandacht, danach begaben sich die Mönche hinüber ins Refektorium zu einem späten Abendessen. Die ganze Zeit lungerte Leon im Dunkeln herum und konnte sich nicht entschließen, die Kammer aufzusuchen, die er mit vier Knechten teilte. Am Ende schlich er sich noch zu Gernod in die Apotheke.
Bruder Gernod gehörte zu den älteren Mönchen, er hatte die sechzig schon überschritten. Willibrod, der Bruder Gärtner, war etwa zehn Jahre jünger. Beide saßen bei flackernden Bienenwachskerzen in Gernods Hauptarbeitsraum und unterhielten sich. Sie wandten kaum die Köpfe, als Leon eintrat, sich einen Hocker suchte und außerhalb der Lichtkreise darauf niederließ. Die beiden Mönche hatten viel miteinander zu tun, da Willibrod etliche von den Kräutern anbaute, die Gernod für seine Heilmittel brauchte. Ständig diskutierten sie über ihre Arbeit. Gemeinsam korrespondierten sie mit anderen Klöstern, und Willibrod ging wenigstens einmal im Jahr auf Reisen, um sich aus befreundeten Abteien Samen zu besorgen, für die Gernod Wunschlisten zusammenstellte.
Wie nicht anders zu erwarten, redeten sie über den neuen Abt. Aber ebenso über den alten, über Adelbert, der vor vier Monaten im hohen Alter von fünfundsiebzig Jahren gestorben war.
»Adelbert wollte, dass Liudger sein Nachfolger wurde. Er wird gewusst haben, warum«, sagte Gernod.
»So?« brummte Willibrod.
»Der Schlendrian musste ja mal ein Ende haben. Hier macht doch inzwischen jeder, was er will, in den letzten vier Monaten noch mehr als vorher.«
»Ich mach nur meine Arbeit - genau wie du«, fuhr Willibrod auf. »Oder willst du das bezweifeln?«
»Du machst deine Arbeit so, wie sie dir in den Kram passt und ich auch. Da wir beide erfahrene alte Männer sind, ist das in Ordnung. Aber die jungen! Die könnten eine festere Hand gebrauchen«, erklärte Gernod bedächtig.
Er hätte ohne weiteres selbst Abt werden können. Leon wusste, dass er die Berufung abgelehnt hatte, wie zuvor schon einige andere. Die Ehre, Abt zu sein, bedeutete ihm nichts gegen die Freiheit, seinen Studien nachzugehen. Hier in diesen Räumen, die er sich in den letzten dreißig Jahren nach seinen Wünschen eingerichtet hatte. Während Gernod für die Heilkunst die Geheimnisse der Natur ergründete, hatte der alte Abt seine ganze Aufmerksamkeit den Heiligen Schriften gewidmet, sich um die Schreibstube gekümmert und die Tagesgeschäfte dem Cellerar, dem Verwalter Arnulf überlassen.
»Und für dich«, wandte sich Gernod an Leon, als hätte er ihn erst jetzt bemerkt, »wird mit dem Herumstreunen endlich Schluss sein. Das schickt sich nicht mehr für dich.«
Unruhig rutschte Leon auf seinem Hocker herum. Nur zu genau kannte er Gernods Wunsch, ihn zu seinem Nachfolger heranzuziehen. Aber ob er selbst das wollte, wusste er noch nicht und ob das überhaupt möglich war, erst recht nicht. Eigentlich gehörte er nicht ins Kloster.
»Hat Abt Liudger das gesagt?« fragte er unbehaglich.
Gernod schmunzelte.
»Hat er nicht. Ich bezweifle, dass er von deiner Existenz überhaupt schon Kenntnis genommen hat.«
»Ich stand am Tor, direkt vor seinen Füßen«, wandte Leon leicht aufgebracht ein. »Ich bin keine Laus, über die man hinwegsehen kann.«
Willibrod lachte laut auf. »Hör ihn dir an! Der junge Herr will bemerkt werden. Vielleicht sogar in einer Privataudienz empfangen werden, damit er mit seinen Lateinkenntnissen prunken kann.«
Leon lief ein bisschen rot an, Willibrods Spott hatte ihm nach den ganzen Sorgen, die er sich gemacht hatte, gerade noch gefehlt.
Gernod war auf einmal sehr ernst geworden. »Sollte sich Liudger einmal mit dir befassen, verhältst du dich ganz still und bescheiden, Leon«, sagte er nachdrücklich.
»Warum?« fragte Leon.
»Du weißt, wer du bist«, antwortete Gernod knapp, »ich muss dich doch wohl nicht daran erinnern.«
»Nein«, sagte Leon eingeschüchtert. »Wie ist er überhaupt, der neue Abt?« fügte er verunsichert hinzu.
Willibrod schnaubte belustigt. »Wer kann das nach den paar Stunden schon sagen? Bis jetzt hat er sich nicht schlecht gehalten. Vornehm und zurückhaltend, aber bestimmt. Sicher ist er fromm. Er hat recht lange vor dem Kreuzschrein gebetet, dabei muss ihm vor Hunger längst der Magen geknurrt haben.« Er sprach so bedächtig, als müsse er nach den passenden Worten erst suchen. Mit einer kleinen Handbewegung deutete er an, wie unzureichend seine knappe Beschreibung sei und zögerte fortzufahren. »Seine Begleiter allerdings ...«
Leon erinnerte sich an die beiden. Sie trugen die Kapuzen ihrer Mäntel über die Köpfe gezogen und hatten die Hände in die Ärmel gesteckt, sobald sie ihre Pferde den Stallknechten übergeben hatten. Zwei Männer, die sich unauffällig benahmen, denen die Unauffälligkeit aber nicht ganz gelang. Wieso nicht? Da war dieser wilde Ritt auf die Stadt zu, den Leon von der Mauer aus beobachtet hatte. Diese Männer mussten sehr kräftig sein, um die Pferde derart zu beherrschen. Eher eine Leibgarde als begleitende Brüder. Aber vielleicht brauchte der Abt eines reichen und bedeutenden Klosters ja auch eine Leibgarde. Das machte schon Sinn, dass Liudger nicht schutzlos durch die Gegend gereist war.
»Bisschen finster, die neuen Brüder«, setzte Gernod Willibrods Erklärung fort. »Aber das sind wahrscheinlich Vorurteile. Um auf deine Frage zurückzukommen, Leon: Wie der neue Abt ist, wirst du selbst herausfinden müssen. Lass dir Zeit mit deinem Urteil und hör nicht zu sehr auf andere - nicht mal auf uns.« Er verstummte für einen Augenblick, als müsse er einer inneren Stimme lauschen. Anscheinend wollte er nichts über den Abt sagen, obwohl er sicher einiges über ihn wusste oder zu sagen hätte. Beruhigend war sein Schweigen nicht. Gernods Blick richtete sich wieder auf Leon. »Und jetzt marsch auf deinen Strohsack! Und sei morgen pünktlich zum Unterricht da. Und untersteh dich, ohne Erlaubnis das Kloster zu verlassen und ...«
Leon war aufgestanden, hatte den Hocker gepackt, zurückgestellt und ging zur Tür.
»Schlaft wohl, ihr beiden«, nuschelte er.
»Behüt dich Gott, Leon«, sagte Willibrod leise.
Als Leon draußen vor der Tür stand, hörte er, wie die beiden drinnen murmelnd ihre Unterhaltung wieder aufnahmen. Zu gerne hätte er an der Tür gelauscht. Er war ganz sicher, dass sie jetzt all das über den neuen Abt austauschten, was sie ihn nicht hören lassen wollten. Eigentlich war er nun auch zu müde, um sich noch weiter mit Ängsten, Vermutungen und dergleichen zu plagen. Gähnend ging er über den Hof zum Quartier der Knechte.
2. Kapitel
Die nächsten Tage sah er den neuen Abt und seine Begleiter nur ein paar Mal im Vorübergehen, schnappte aber so dies und das von den anderen Mönchen und den Knechten über die drei auf. Die Begleiter Liudgars hatten schon Spitznamen erhalten. Die beiden Männer galten als die Spürhunde des neuen Abts, denn sie tauchten überall auf. Schweigsam, aber ungeheuer wachsam beobachteten sie alles, was es zu beobachten gab. Irgendwie verbreiteten die beiden nicht gerade Wohlbehagen. Ihre aufdringliche Anwesenheit sorgte dafür, dass sich die Mönche allmählich anders benahmen und anders redeten: viel bedachter und vorsichtiger. Zu den Stundengebeten kam jetzt niemand mehr zu spät – außer Gernod und Willibrod, die sich nicht im Geringsten von der allgemeinen Nervosität anstecken ließen.
Leon wusste, dass der kleinere, etwas breitere der beiden Spürhunde bei den Knechten Schnapp hieß und der andere Beiß, ihre wirklichen Namen vergaß er sofort wieder, es waren slawische.
Liudger, das sah jeder gleich, war ein waschechter Westfale: mittelgroß, untersetzt, mit wasserhellen Augen und hellbraunem Haar. Es bildete eine dichte Rolle um die Tonsur, die kahl geschorene Stelle oben auf dem Schädel. Im großen und ganzen waren die Mönche mit ihrem neuen Oberhaupt zufrieden. Sie sangen fast schon etwas zu laut sein Loblied. Täglich verbrachte Liudger zusätzlich zu den üblichen Gebetszeiten einige Stunden in der Kirche. Meist begleiteten ihn Schnapp und Beiß. Mit ihrem bloßen Auftreten sorgten sie dafür, dass jeder, der nicht unbedingt in der Kirche sein musste, diese verließ, um nicht die Andacht des neuen Abts zu stören.
Leon fand diese Rücksicht unnötig. Er jedenfalls ging zu jeder Zeit, die ihm gelegen kam, in die Kirche. Vor dem Kreuzschrein, der in die dicke Außenmauer des Chores eingelassen war, stand nun ein gepolsterter, mit Samt bezogener Betschemel für Liudger. Wann immer Leon allein in der Kirche war, kniete er sich auf den Schemel und betrachtete durch das Eisengitter das kostbare Kreuz, den größten Schatz des Klosters – und ganz Stralsunds. Ein eher schlichtes Kreuz aus großen Bergkristallen, die mit silbernen Zwischenstücken verbunden waren. Der eigentliche Schatz befand sich in der Mitte.
Sobald er ein Geräusch hörte wie das Knarren der Tür oder gar Schritte, huschte Leon aus dem Chor. Es gelang ihm tatsächlich, sich nie auf dem Betschemel kniend erwischen zu lassen. Irgendetwas sagte ihm, dass Liudger seine Anmaßung krumm nehmen würde. Einige Male traf er auf Schnapp und Beiß und beobachtete neugierig, was sie hier in der Kirche zu tun hatten. Meist blieben sie nicht lange. Einige Male folgte er ihnen nach draußen und ging ihnen sogar noch ein Stück nach, als wollte er sie ausspionieren. Das gefiel ihnen nicht, wie die finsteren Blicke bewiesen, die sie ihm zuwarfen. Bevor sie ihn aber zur Rede stellen konnten, entwischte er. Warum er sich so verhielt, wusste er selbst nicht. Vielleicht ärgerte ihn nur der geheime Schrecken, den die beiden unter den Mönchen verbreiteten.
Von Gernod erfuhr er, dass Liudger begonnen hatte, sich alle Einrichtungen des Klosters gründlich anzusehen und erklären zu lassen. In der Schreibstube, wo eine ganze Reihe von Mönchen Kopien der heiligen Schriften anfertigten, schaute er den Schreibenden aber nur flüchtig über die Schulter. Dafür interessierte er sich für die Arbeit der Illuminatoren, die die Bücher mit zierlichen Ranken, kleinen Szenen und manchmal mit goldenen Ornamenten versahen. Leon erriet, dass sich Gernod Mühe geben musste, nichts Abfälliges über Liudger zu sagen, der sich statt mit dem Inhalt der Bücher nur mit den hübschen Illustrationen befasste.
Nach einer Woche ließ Liudger die Mönche nach und nach zu Einzelgesprächen zu sich kommen und die meisten wirkten nach dieser Unterredung bedrückt. Dafür gingen alle mit viel mehr Eifer als bisher ihren Verpflichtungen nach. Zucht und Ordnung kehrten in nie dagewesener Form ins Kloster ein, wie Willibrod behauptete. Es klang aber nicht sehr erfreut. Seine eigene Unterredung versetzte ihn in schlechte Laune. Mehrere Tage lang war er kaum ansprechbar.
Nachdem sich Leon zwei Wochen so folgsam wie möglich aufgeführt hatte, hielt er es im Kloster nicht mehr aus. Entgegen Gernods Anweisung schlüpfte er durch eine kleine, hinten im Garten zur Stadtmauer gelegene Pforte. Die Sonne, die jetzt jeden Tag etwas höher stand, sank gerade. Zu dieser Stunde versammelte die Klosterglocke mit ihrem Geläute die Mönche zur Abendandacht. Leon wusste, dass ihn in der nächsten Zeit niemand vermissen würde.
Schnurstracks lief er zum Amtssitz des Vogts, einem der prächtigsten Anwesen mitten in der Neustadt. Das Wohnhaus lag an einem großen Hof zwischen Stallungen und einem kleinen rückwärtigen Garten. Leon pirschte zu einer Schmalseite des Gebäudes und schaute an der Mauer hoch zu einem bestimmten Fenster. Es stand ein Stück weit offen. Das passte ihm ausgezeichnet. Mit Hilfe von zwei Fingern stieß er einen durchdringenden Pfiff ähnlich dem Schrei eines Seeadlers aus und beobachtete dann gespannt das Fenster.
Nichts geschah.
Sollte er noch einmal pfeifen? Zuviel Aufmerksamkeit durfte er auch nicht erregen. Wenn er noch einmal pfiff, käme vielleicht jemand im Hof auf die Idee, nach einem Vogel Ausschau zu halten, der für gewöhnlich nicht über der Stadt seine Kreise zog.
Gerade, als er sich entschlossen hatte, doch noch einmal zu pfeifen, sah er eine Hand im Fenster erscheinen, die nur kurz winkte und dann verschwand. Das genügte. Erleichtert machte er sich zu einem Platz auf der Stadtmauer auf, von der man auf den Hafen hinunter sehen konnte. Ein geheimer Treffpunkt im Schatten eines der Wehrtürme. Einer der Turmwächter, der alte Ghisbert, war ein Freund von ihm, er würde nie verraten, mit wem er sich heimlich hier traf. Unten im Hafen ankerten eine Reihe kleinerer Segler und weckten Fernweh in Leon. Ein bisschen vergaß er die Zeit, während er die Schiffe beobachtete, aber dann überkam ihn doch Unruhe.
Würde sie kommen? Hatte sie ihn überhaupt gehört oder wessen Hand hatte er am Fenster gesehen? In der Ferne verschwamm allmählich die Küste von Rügen, der großen Insel, die Stralsund gegenüber lag. Die lange nordische Dämmerung begann. Leon fröstelte bereits in seinem dünnen Kittel. Da legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter. Er zuckte zusammen.
»Hast du mich erschreckt!«, stieß er hervor.
»Wieso? Ich dachte, du wartest auf mich, und die Ungeduld frisst dich inzwischen auf«, entgegnete eine spöttische Stimme.
»Das auch. Wieso kommst du so spät? Ich wollte gerade gehen«, sagte Leon und tat so, als würde er von seinem Platz zwischen den Zinnen rutschen.
»Erzähl das deiner Großmutter.« Die Hand drückte ihn auf seinen Sitz zurück, und dann schwang sich mit der größten Selbstverständlichkeit ein Mädchen neben ihn. Anna, die Tochter des Vogts Witzlaf. Bis zur Unkenntlichkeit hüllte sie ein großer dunkler Umhang ein, dessen Kapuze sie sich über ihren blonden Schopf gezogen hatte. »Ich konnte nicht früher weg. Ich musste mir Stoff für ein Kleid aussuchen, es gab eine endlose Debatte darüber.«
»Deine Mutter lässt dir ein neues Kleid nähen?«, fragte Leon erstaunt.
»Meine Stiefmutter«, gab Anna gereizt zurück. »Isabella hat ..., ach lassen wir das! Erzähl mir von Liudger, in der ganzen Stadt schwirren die Gerüchte über ihn.«
Leon fand aus dem Staunen nicht heraus. Anna bekam ein neues Kleid und wollte nicht darüber reden? Normalerweise hätte sie ihn mit Einzelheiten über Farbe, Muster und Schnitt zu Tode gelangweilt. Was war los mit ihr? Misstrauisch musterte er sie von der Seite.
»Was ist?«, fragte sie forsch. »Willst du nun reden oder nicht? Deswegen bist du doch hier.«
»Wahrscheinlich weißt du über Liudger längst mehr als ich. Dein Vater hat ihn doch bestimmt inzwischen gesehen und gesprochen. Vielleicht du selbst ja auch.«
»Sicher. Ich bin schließlich die Tochter des Vogts von Stralsund«, sagte sie mit einer Spur Hochmut.
Unmerklich zuckte Leon wieder zusammen. Natürlich, die Tochter des Vogts wurde dem neuen Abt offiziell vorgestellt, obwohl sie nichts mit ihm oder dem Kloster zu tun hatte. Wahrscheinlich hatte Anna aus reiner Neugier darum gebeten. Und ihr Vater war so in sie vernarrt, dass er ihr gern den Gefallen getan hatte. Bei ihm, Leon, lag die Sache anders, und das schien ihr gerade bewusst zu werden. Bestimmt wollte sie jetzt etwas Beschwichtigendes sagen. Er kam ihr zuvor.
»Bei meiner Herkunft habe ich nicht viele Chancen auf eine offizielle Vorstellung. Über meinen Vater brauchen wir nicht zu reden.«
»Wollte ich auch nicht. Also, was ist los mit dem neuen Abt? Gefällt er dir? Wie ist er wirklich? Ich will wissen, was du herausgefunden hast. Das Stadtgeschwätz genügt mir nicht. Mir gegenüber war Liudger zwar leutselig, aber eigentlich vollkommen desinteressiert, was ja nicht groß verwundert. Mit mir kann er nichts anfangen. Seltsam, ich hab ihn mir älter vorgestellt.«
Leon auch, aber das verschwieg er. Nur langsam begann er von den neuen Verhältnissen im Kloster zu erzählen. Er musste erst die richtigen Worte suchen, um eine Atmosphäre zu beschreiben, die ihm unheimlich war. Es war etwas schwer zu vermitteln, da doch dem äußeren Anschein nach alles bestens stand.
»Hast du auch Schnapp und Beiß gesehen?« fragte er schließlich. Unten im Hafen wurden Fässer rumpelnd über einen der langen hölzernen Landestege gerollt. Vielleicht enthielten sie Wein aus Spanien oder Wolle aus England oder flandrisches Tuch oder Stockfisch aus Norwegen ... Sehnsucht überkam ihn. In diesem Augenblick wünschte er sich weit, weit weg. Einmal nur mit einem Schiff auf große Fahrt gehen! Dabei liebte er doch Stralsund, die goldene Stadt am Meer.
»Wen?« Abrupt riss ihn Anna aus seiner Träumerei.
»Die beiden, die ständig um Liudger herum sind. Seine Spürhunde, die Schnüffler.«
Anna lachte hell auf.
»Der kleinere hat verschieden farbene Augen und mag niemanden direkt ansehen. Der größere hat eine Narbe an der Stirn wie von einem Schwerthieb. Ihr Gang verrät, dass beide viel Zeit im Sattel verbracht haben. Und beide tragen Kutten aus gutem flandrischem Tuch. Wie Liudger übrigens auch. Mit Stoffen kenne ich mich aus, dafür sorgt Isabella. Doch, die zwei hab ich gesehen.«
»Offensichtlich gründlicher als ich«, sagte Leon säuerlich. »Aber ich war ja auch nicht bei einem offiziellen Treffen dabei.«
»War’s das?« Anna rutschte von der Stadtmauer herunter. »Ich muss nach Hause, oder ich riskier eine Tracht Prügel von Isabella. Komm wieder, wenn du was Neues weißt.«
Anna wurde von ihrer Stiefmutter geschlagen? Davon hatte sie bisher nie etwas erzählt. Das Leben als Tochter des Stadtvogts hatte anscheinend Schattenseiten, von denen er nichts ahnte.
»Warte, ich komme mit. Ich muss auch zurück.«
Einträchtig eilten sie durch die Gassen, deren Bewohner sich auf die Nacht einrichteten. Fensterläden wurden vorgelegt und verriegelt, die letzten Lichter gelöscht. Auf die beiden achtete kaum jemand.
3. Kapitel
Leon hatte den Eindruck gewonnen, dass er für den neuen Abt nicht existierte. Einerseits erleichterte ihn das, andererseits ärgerte er sich über diese absolute Nichtbeachtung, obwohl sie doch einleuchtend war. Wer war er denn schon? Von Gernod hatte er aber erfahren, dass Cellerar Arnulf dem Abt Listen sämtlicher Bewohner, also auch der Klosterknechte, hatte vorlegen müssen. Außerdem hatte sich Liudger eingehend über die zwölf Schüler, Söhne reicher Kaufleute aus der Stadt, die im Kloster Unterricht erhielten, informiert. Zu den Klosterschülern gehörte Leon, wenn auch nicht sehr regelmäßig, schließlich ebenfalls.
Ungefähr drei Wochen nach der Ankunft des neuen Abts kam Gernod mitten am Nachmittag in den Gemüsegarten. Leon pflanzte gerade Kohlsetzlinge, eine langweilige Tätigkeit. Weil Gernod strinrunzelnd neben ihm stehen blieb, gab er sich Mühe, die Kohlreihe so akurat wie möglich auszurichten, während er darüber nachdachte, was er ausgefressen haben könnte. Wann hatte er zuletzt etwas aus der Klosterküche stibitzt? Das süße weiße Brötchen fiel ihm ein, das sicher für die Tafel des Abts bestimmt gewesen war. Ja, und er hatte sich an einer Wette beteiligt, als unter den Knechten ein kleiner Faustkampf ausgetragen wurde. Gelogen hatte er auch, aber wer sollte davon wissen? Ein geradezu läppisches Sündenregister. Und deshalb sollte Bruder Gernod stirnrunzelnd auf ihn herabschauen? Allmählich wurde er doch nervös. Jetzt kam auch Willibrod herüber.
»Was ist?«, fragte er mit einem Unterton von Besorgnis.
»Wasch dir die Hände, klopf dir die Erde von den Knien und streich dir die Haare aus der Stirn. Aber rasch, wenn ich bitten darf. Du begleitest mich«, sagte Gernod an Leon gewandt und wartete, bis er außer Hörweite war, bevor er Willibrods Frage beantwortete.
Als Leon vom Brunnen in der Mitte des Gartens zurückkam, ging Willibrod kopfschüttelnd davon, irgend etwas, was Gernod ihm gesagt hatte, passte ihm nicht.
Gernod hielt es anscheinend nicht für nötig, Leon davon zu unterrichten, wohin sie unterwegs waren.
»Zu Liudger?« fragte Leon trotz Gernods verschlossener Miene.
Der alte Apotheker nickte und ging voraus in den ersten Klosterhof.
Leons Gedanken überschlugen sich. Einige der Mönche hatten ihm ein bisschen von ihrer Unterredung mit Liudger erzählt. Daher versuchte er nun, sich zurechtzulegen, was er dem Abt über sein Leben und seine Tätigkeiten im Kloster berichten konnte. Denn danach würde er ausführlich gefragt werden, nahm er an. Da war seine Hilfe für Gernod: das Sortieren getrockneter Kräuter, ja, aber erst kam das Trocknen, und vorher die Arbeit im Kräutergarten unter Willibrods Anleitung, und später das Beschriften von Gefäßen, Abwiegen, Mischen in der Apotheke ... Leon merkte, dass sich seine Gedanken verhaspelten. Wenn er so dumm daher redete, konnte Liudger nicht viel von ihm halten. Er begann von vorn und flocht auch seine Fertigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen ein und seine Lateinkenntnisse. Blieb nur noch sein nicht immer mustergültiges Betragen, aber er würde ja vor dem Abt keine Beichte ablegen müssen. Er war gerade fertig mit seinen Überlegungen, als sie das Abtzimmer im ersten Stock erreichten.
Der Raum sah etwas anders aus, als er ihn in Erinnerung hatte. Hauptsächlich wegen der jetzt sehr kargen Möblierung. Während sich zu Adelberts Zeiten auf mehreren Tischen aufgeschlagene Bücher häuften, und Bänke auf Besucher warteten, gab es jetzt nur einen schweren Eichenstuhl für Liudger, einen Tisch, eine Truhe und einen Betschemel vor dem schmucklosen Kreuz an der Wand.
Gernod musste stehen! Wenn er hätte sitzen wollen, hätte er sich mit angezogenen Beinen auf den Betschemel hocken müssen. Aber von den fehlenden Sitzmöbeln wusste er wohl schon. Die Hände in die Ärmel gesteckt, musterte er mit gelassener Miene den Abt.
Liudger erwartete ihn auf seinem Eichenstuhl sitzend und begann sofort über die ganze Raumlänge hinweg eine Unterhaltung über zwei Mönche im Krankenrevier und die Fortschritte, die ihre Genesung machte.
Von Leon nahm er nicht die geringste Notiz, und trotzdem hatte dieser das unheimliche Gefühl, unter genauer Beobachtung zu stehen. Wie nicht anders zu erwarten, waren Schnapp und Beiß anwesend. Mit ausdrucklosen Gesichtern starrten sie die Besucher an und bewegten sich so wenig, als ob sie aus Stein gehauen wären. Leon dagegen musste immer stärker gegen den Impuls ankämpfen herumzuzappeln. Unter Aufbietung seiner ganzen Konzentration gelang es ihm aber, nicht einmal von einem Fuß auf den anderen zu treten und die Hände locker an der Seite zu halten.
Auf einmal fuhr eine breite, behaarte Hand aus Schnapps Ärmel, wischte über die Nase und verschwand wieder. Leon hätte vor Erleichterung aufschreien mögen. Die beiden waren also doch ganz gewöhnliche Menschen mit ganz gewöhnlichen Regungen, wie einem Juckreiz mit etwas Reiben abzuhelfen. Wahrscheinlich mussten sie auch regelmäßig pinkeln. Der Gedanke erheiterte Leon ungemein.
In diesem Augenblick deutete Liudger mit einer Handbewegung das Ende der Unterredung an, auf die Leon kaum mehr geachtet hatte. Von ihm war jedenfalls nicht die Rede gewesen. Er war schon dabei, sich umzudrehen, um hinter Gernod den Raum zu verlassen, als Liudger wieder sprach.
»Ach ja, da ist ja noch der Junge.«
Leon fuhr zusammen.
Liudger betrachtete ihn und schwieg. Das Schweigen dehnte sich immer weiter aus und Leons Kopfhaut begann unmäßig zu kribbeln. Unauffällig schielte er an sich hinunter. Hatte er sich genügend gesäubert?
»Le-on-hard«, sagte Liudger, jede Silbe extra betonend.
Niemand im Kloster nannte Leon bei seinem vollständigen Namen, und aus dem Mund von Liudger klang er wie eine einzige Anmaßung.
»Mit dir müssen wir Uns ja auch noch befassen.« Liudger stockte wieder und betrachtete Leon als ob er ein lästiges Insekt wäre. »Nun, was hast du mir zu sagen?«, ergänzte er mit einem Anflug von Freundlichkeit.
Hastig zählte Leon alles auf, was er sich vorher zurechtgelegt hatte. Sobald er fertig war, legte ihm Gernod die Hand auf die Schulter.
»Er ist anstellig und gelehrig«, sagte er bedacht, »es kann etwas aus ihm werden.«
Eine leichte Bekümmerung huschte über Liudgers Gesicht, als er sich vorbeugte und die Fingerspitzen aneinander legte.
»Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist er der Sohn des Schweinehirten Swinefoot und einer Schankmagd. Du bist wie alt?«
»Dreizehn«, stotterte Leon.
»Du siehst kräftig und gesund aus. Dein Vater, der die Schweine des Klosters gehütet hat, ist vor vier Jahren gestorben und man hat dich aus Barmherzigkeit, weil auch deine Mutter längst tot ist, im Kloster behalten. Du hast keine Verwandten, zu denen du gehen kannst?«
»Außer uns hat er niemanden, der sich um ihn kümmern würde«, antwortete Gernod, bevor Leon etwas sagen konnte.
Liudger zeigte mit einer herrischen Handbewegung an, wie wenig es ihm passte, dass Gernod ungefragt das Wort ergriffen hatte.
Er behandelt einen Mann, der älter als er selbst ist, wie einen Klosterzögling, dachte Leon erbost. Adelbert hätte sich nie so verhalten, er hatte den größten Respekt vor Gernod.
Aber Gernod ließ sich nicht einschüchtern. »Du denkst doch nicht daran, ihn wegzuschicken?« fragte er mit einer gewissen Schärfe.
Liudger musterte ihn mit einem eisigen Blick, und wieder breitete sich eine unerträgliche Stille aus.
»Ihr denkt doch nicht daran, ihn wegzuschicken«, wiederholte Gernod eine Spur leiser.
Liudger gab mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass Gernod begriffen hatte, worauf es ihm ankam.
Ihr und kein brüderliches Du, wie es für Adelbert selbstverständlich gewesen war. Liudger demütigt Gernod!, fuhr es Leon durch den Kopf. Er legt es darauf an, einem alten und gelehrten Mönch, der hohes Ansehen in der ganzen Stadt genießt, zu zeigen, wer hier der Herr ist. Jetzt wurde ihm klar, wie Liudger mit den anderen Mönchen verfahren war, und woher die auf einmal ungute, von Ängsten beherrschte Atmosphäre im Kloster gekommen war.
»Nicht, wenn er es nicht selbst will. Es gibt, soweit ich weiß, ein Waisenhaus in der Stadt. Aber noch denken Wir nicht an das Waisenhaus.« Plötzlich richtete er seinen Blick wieder auf Leon. »Dein Vater war ein Säufer, und er ist im Rausch in einem der Fischteiche vor der Stadt ertrunken. Und du bist nicht gerade für Wohlverhalten bekannt. Wie mir berichtet wurde, hast du eine Vorliebe fürs Herumstreunen, und dein Fleiß lässt entschieden zu wünschen übrig. Du raufst dich mit den Knechten und fluchst.« Der Ton Liudgers wurde immer härter.
Gernod sagte nichts mehr, und Leon kroch in sich zusammen. Auf irgendeine Weise stimmte alles, was Liudger gesagt hatte, aber es war auch seltsam verdreht. Die Sache mit seinem Vater kam am ehesten hin. Ja, er war ein Trunkenbold gewesen, das wusste jeder in Stralsund, da gab’s nichts schönzureden.
»Jeder Mensch ist von Gott auf seinen Platz gestellt worden, Leonhard. Weißt du das?« fuhr Liudger fort.
Wie betäubt nickte Leon.
»Dein Platz, Leonhard Swinefootsohn, ist sicher nicht unter Lateinschülern. Das macht dich nur überheblich und leichtsinnig. Ab morgen wirst du wie dein Vater die Schweine hüten. Draußen auf den Wiesen und in den Wäldern, die dem Kloster gehören. Da inzwischen der Frühling angebrochen ist ...«
Schweinehüten? Ungläubig schaute Leon den Abt an, der eine Weile weitersprach. Aber alles, was er noch sagte, rauschte an Leons Ohren vorbei. Schweinehüten! Draußen vor der Stadt. Ein Leben führen, das nicht besser als das der Schweine war. Wahrscheinlich sollte er den ganzen Sommer über dort bleiben und in dem Unterstand schlafen, den er von früher kannte. Das Leben eines Schweinehirten war ihm nur zu vertraut. Es war ja noch nicht so lange her, dass er für seinen Vater die Tiere zusammen getrieben hatte, wenn dieser dafür zu besoffen gewesen war. Leon sah sich schon bis zu den Knöcheln im Schweinekot waten.
»... du wirst Demut lernen, bis Wir etwas anderes mit dir vorhaben. Sieh es als Prüfung an«, schloss Liudger unerbittlich.
Dann stand Leon mit Gernod wieder draußen vor der Tür und merkte, wie ihm die Beine zitterten.
»Ich hab nicht alles verstanden«, krächzte er. »Kein Unterricht mehr bei dir und in der Schule? Ist das richtig? Für wie lange? Irgendwie klang es nach für immer. Stimmt doch, nicht? Ich muss bei den Schweinen bleiben, bis ich graue Haare kriege.« Er schluchzte auf.
Gernod packte ihn am Arm und schleifte ihn fast mit sich. »Wir unterhalten uns später, sei jetzt still. Einer von den Spürhunden ist hinter uns«, zischte er.
Leon wagte nicht einmal, über die Schulter zurückzuschauen. Sie durchquerten schweigend den ersten Klosterhof, gingen an der Treppe zum Dormitorium, dem Schlafsaal der Mönche, vorbei, durch den großen Wirtschaftshof und zu einer Pforte in den Kräutergarten, wo in einem Winkel Gernods Apotheke lag. Erst jetzt wandte sich Leon um und sah gerade noch, wie eine kräftige Gestalt gegenüber kehrt machte und verschwand. Beiß, der größere, vermutete er.
4. Kapitel
Gernods Apotheke war Leon noch nie so heimelig vorgekommen. Mit Wehmut dachte er an die Stunden, die er hier verbracht hatte, auch an den mit Ermahnungen, gelegentlichen Ohrfeigen und Strafarbeiten durchsetzten Lateinunterricht Gernods. Geradezu himmlisch wäre jetzt so eine private Lateinstunde. Wieso hatte er Latein jemals langweilig und überflüssig gefunden?
Das Feuer im eingemauerten Herd war kurz vorm Verlöschen. Gernod ging sofort hin und legte Holz nach. Das Alchimistenfeuer. Nicht wenige hatten den Gelehrten in Verdacht, ein heimlicher Alchimist zu sein. Jemand, der nach dem Stein der Weisen forschte und versuchte, nach Geheimrezepten und mit Hilfe von Beschwörungsformeln ein Gemisch aus minderwertigen Materialien wie Blei, Zinn und Messing in Gold zu verwandeln. Vielleicht waren Liudger diese Gerüchte zu Ohren gekommen, und er hatte Gernod Vorhaltungen gemacht oder ihm mit schärferen Kontrollen seiner Arbeit gedroht. Irgend etwas hatte den alten Mönch jedenfalls eingeschüchtert, davon war Leon überzeugt. So zahm, wie bei dieser Unterredung im Abtzimmer, hatte er ihn noch nie erlebt.
Die Tür flog auf und Willibrod stapfte herein.
»Nun, wie war’s?«, fragte er und ließ sich schwerfällig am größten Arbeitstisch nieder. »Spannt mich ja nicht auf die Folter.«
Gernod ließ das Feuer in Ruhe und drehte sich zu Leon um.
»Du kannst gehen, sieh zu, dass du deine Arbeit im Garten fertig bekommst.«
»Ich soll gehen? Damit ihr ungestört über mich reden könnt?« Heftig wandte er sich an Willibrod. »Ich soll zu den Schweinen! Er schickt mich zu den Schweinen zurück, damit ich nur noch im Dreck lebe.« Er schrie fast.
»Hat er deinen Vater erwähnt?« knurrte Willibrod.
»Hat er, und nichts zählt mehr, außer dass ich der Sohn von Swinefoot dem Säufer bin. Ich gehöre zu den Schweinen, und mir kann auch kein Latein und keine Algebra aus dem Schweinestall heraushelfen. So sieht es aus!« Vor Zorn, Empörung und Verzweiflung bekam er keine Luft mehr und begann zu keuchen.
Ungnädig beobachtete ihn Gernod, bis sein Keuchen nachließ.
»Bist du fertig? Ein paar Wochen bei den Schweinen werden dich schon nicht umbringen. Du liebst doch die frische Luft. Und gestern hast du noch über die Vokabeln gestöhnt, die du lernen musstest.«
Willibrod schüttelte den Kopf. »Nun mach aber mal einen Punkt, Gernod. Du siehst doch, dass der Junge außer sich ist. Kann Liudger ihn ganz aus unserer Obhut entlassen? Hat er das am Ende vor?«
Statt zu antworten, füllte Gernod einen Topf mit Wasser aus dem Fass in der Ecke und setzte ihn aufs Feuer. Danach holte er aus verschiedenen Steingefäßen einiges von seinen getrockneten Kräutern heraus und warf sie in den Topf. Schon kräuselte Dampf auf, und ein würziger Duft durchzog den Raum. Leon roch Salbei, Baldrian und Melisse und reimte sich zusammen, dass Gernod einen Beruhigungstrank für ihn zusammenbraute. Die Schweine seines Vaters waren auch erst durch einen Schlag vor den Kopf betäubt worden, bevor ihnen die Gurgel durchgeschnitten wurde. Etwas in der Art schien jetzt für ihn vorbereitet zu werden. Er würde das Gebräu nicht schlucken, er war voller Hass auf die ganze Welt, den er nicht gedämpft haben wollte.
»Hast du ihm nicht gesagt, dass Swinefoot gar kein so schlechter Schweinehirt war? Immerhin hat er den Bestand verdoppelt«, sagte Willibrod. Vielleicht wollte er etwas Nettes über Leons Vater von sich geben.
»Soll das ein Ansporn für mich sein?« fragte Leon ätzend.
Gernod setzte einen Becher mit dampfender Flüssigkeit vor ihn. »Trink!« befahl er.
»Ich denk gar nicht dran.« Leon schob den Becher weit von sich. »Ich will mich nicht benebeln lassen.«
»Dann trink ich’s.« Willibrod griff nach dem Becher. »Nach diesem Schlag brauch ich was zur Beruhigung.« Vorsichtig blies er in die heiße Flüssigkeit und probierte sie. »Mhm, du hast Honig dazugegeben, schmeckt gut.«
Honig! Für gewöhnlich geizte Gernod mit seinen Honigvorräten. Honig war für Kranke und für besondere Gelegenheiten reserviert. Aber dieses hier war sicher eine. Ein guter Schluck vor dem Aufbruch in die Verbannung. Leon nahm den Becher an sich und trank jetzt selbst. Es schmeckte wirklich gut, und noch bevor die eigentliche Wirkung einsetzte, fühlte er sich durch das heiße Getränk getröstet. Im Augenblick jedenfalls.
»Du hast gefragt, ob Liudger Leon einfach vor die Tür setzen kann«, begann Gernod. »Willst du nicht wirklich endlich gehen?«, setzte er zu Leon gewandt hinzu.
»Ja, geh«, drängte auch Willibrod, »mach, dass du hinaus in den Garten kommst, bevor du uns hier am Tisch einschläfst. Ich will die Kohlreihe heute noch fertig sehen.«
»Ich rühr mich hier nicht weg. Da müsst ihr mich schon rausprügeln«, entgegnete Leon trotzig.
»Kannst du haben«, sagte Willibrod und erhob sich. »Mit dir Würstchen werde ich noch allemal fertig.«
Bruder Willibrod hatte Pranken wie Schaufeln und schleppte mühelos riesige Säcke mit Kohlköpfen auf seinen Schultern. Einmal hatte Leon gesehen, wie er einem Knecht aus dem Handgelenk eine Ohrfeige verpasste, die diesen glatt umwarf. Der Mann hatte einen der kostbaren, mit Eisen beschlagenen Spaten zerbrochen. Nachher hatte Willibrod den Knecht um Verzeihung gebeten. Ihm sei die Hand ausgerutscht, hatte er bekannt.
»Lass nur, er soll bleiben, wenn er will. Obwohl das, was er hören wird, ihm im Augenblick auch nicht weiter hilft und vielleicht nur unnütze Hoffnungen weckt«, lenkte Gernod ein.
Willibrod schnaufte, setzte sich wieder und hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Gib mir noch was von deinem Schlafgebräu, oder ich platze gleich vor Ungeduld. Was verheimlichst du die ganze Zeit, was der Junge nicht wissen soll?«
Gernod füllte zwei Becher - einen für sich, einen für Willibrod - stellte sie auf den Tisch und goss nach kurzem Zögern aus einer Weinkruke etwas dazu. Wortlos schob ihm Leon auch seinen Becher hin und Gernod gab ihm einen Schluck Rotwein hinein. Daran merkte Leon, wie sehr die Wendung seines Schicksals den Mönch erschüttert hatte. Erst Honig, dann Rotwein, der strickt den Schwerstleidenden vorbehalten war!
»Deine Lage ist rechtlich gesehen etwas heikel, Leon«, erklärte er bedächtig. »Du weißt bestimmt, dass das Kloster die Vormundschaft für dich nicht übernimmt, da sie jemandem zusteht, der sie bisher ablehnt. Aber wir hoffen immer noch, er besinnt sich eines Tages.« Leon wusste, auf wen er anspielte und verhielt sich ganz still. Er nickte nur.
»Adelbert hat sich vor seinem Tod Gedanken gemacht, was aus dir werden soll. Solange er lebte, konnte alles in der Schwebe bleiben, und wir haben einfach für dich getan, was uns sinnvoll erschien. Damit deine Stellung etwas mehr gefestigt ist, hat er eine Verfügung erlassen, die dir das Recht einräumt, im Kloster zu bleiben und deine Ausbildung fortzusetzen, bis du erwachsen bist. Als Abt hatte er die Macht dazu. Sie gilt, solange dein natürlicher Vormund keinen Einspruch erhebt. Aber das ist nach Lage der Dinge kaum zu befürchten.«
Leon nahm einen großen Schluck und freute sich an der Wärme in seinem Bauch. Es war ihm sehr danach zumute, in lauten Jubel auszubrechen.
Auch Willibrod strahlte. »Dann ist doch alles in Ordnung. Warum hast du Liudger nichts von der Verfügung gesagt?«
»Ich habe sie nie gesehen. Aber ich war bis jetzt fest davon überzeugt, dass Adelbert sein Vorhaben in die Tat umgesetzt hat. Auf Adelbert konnte man sich verlassen.«
Willibrod drehte nachdenklich den Becher in der Hand.
»Du meinst, er ist gestorben, bevor er dazu kam? Wieso erzählst du uns dann davon?« sagte er aufgebracht. »Erst machst du uns den Mund wässrig und jetzt ...« Er hielt Gernod seinen Becher hin. Gedankenlos goss der Apotheker Wein nach.
»Liudger hat alle Papiere des Klosters durchgesehen, hab ich von Arnulf erfahren. Arnulf hat ihm die Truhen mit den Papieren aufschließen müssen, wurde aber hinausgeschickt, als Liudger begann, sich damit zu beschäftigen. Diese Verfügung über Leon kann ja nur ein kleines Pergamentstück sein. Vielleicht ist es übersehen worden.« Gernod richtete wieder seinen Blick auf Leon. »Denk an den Kohl, ja? Ich möchte nicht, dass du auch nur eine deiner alten Pflichten vernachlässigst, solange sie noch besteht.«
Die Enttäuschung war wie ein Guss eiskaltes Wasser über Leon geschwappt. Auf einmal hatte er genug von dem ganzen Gerede, dass an seiner Situation, das wurde ihm nun sonnenklar, überhaupt nichts änderte. Beim Aufstehen warf er den Becher um und kümmerte sich nicht über die Lache, die sich auf dem alten Eichentisch ausbreitete. Er stolperte zur Tür. Als er sie aufriss, hielt ihn Gernods Stimme einen Moment auf der Schwelle fest.
»Denk daran, was auch geschieht, dein Schicksal liegt immer noch in Gottes Hand.«
Leon fand sich damit nicht im Geringsten getröstet. Krachend ließ er die Tür hinter sich zufallen.
Das Gebräu hatte ihn doch benebelt, genau dass, was er hatte vermeiden wollen. Er konnte nicht mehr richtig denken und nur noch vor sich hinjammern.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Neuausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2016
- ISBN (eBook)
- 9783960530701
- Dateigröße
- 1.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2016 (April)
- Schlagworte
- 14. Jahrhundert Mittelalter Jugendbuch ab 12 Jahre historischer Roman für Jungen Kinderkrimi Freundschaft für Mädchen Stralsund Kloster eBooks